Neu in der Linksammlung:

Stadtkarten im 80er-Jahre-Computerspiel-Look.
Dank Open Street Map.

DasErste.de: 30 Jahre Videotext
Schönes Special mit Videos und Bildern.

"Live blogging is the first draft of journalism"
Guardian-Wahlblogger Andrew Sparrow zieht Bilanz

Fabian Mohr: Video vs. Audio-Slideshow
Gute Gründe dafür, auf Video zu setzen.

Wenn Protest nichts kostet
"A mob fighting a good cause is still a mob."

A people's history of the internet
Schöne Zeitsenke beim Guardian.

Poststreik-Mapping mit Leserhilfe
Der Guardian schaut, wie schnell Royal Mail arbeitet.

Ohne Relevanzkriterien keine Wikipedia
Gute Gründe gegen Einträge zu jedem.

Auswege für den US-Lokaljournalismus
Studie sieht Staat in der Pflicht.

The Song Decoders at Pandora
Rob Walker über den Musik-Entdeckungsdienst.

Testbild

Polizeihunde-Futter

Hartz IV, Twitter und quellenlose Statistiken.

In Diskussionen um die Hartz-IV-Regelsätze dauert es meist nicht lang, bis jemand behauptet, Polizeihunden würde mehr Geld für Verpflegung zugebilligt als Hartz-IV-Empfängern. (Beispiele: Twitter, Plakat-Foto.)

Eine Quelle habe ich bei all diesen Erwähnungen nicht finden können. Es gibt aber ein Urteil des Niedersächsischen Finanzgerichts von 2009, das sich – am Rande – mit den Futterkosten von Polizeihunden beschäftigt: »Die vom Kläger getragenen Futterkosten für den Diensthund schätzt der Senat (..) auf 2,00 € pro Tag, also auf 730 € pro Jahr.« (FG Niedersachsen, 29.07.2009 – 14 K 20/08). Die Richter verweisen auf einen Thüringer Erlass von 1992, in dem nicht nur Futter, sondern auch weitere Aufwendungen rund um die Diensthunde-Haltung mit 2,45 Euro abgegolten werden. Der Hartz-IV-Regelsatz für Nahrungsmittel und Getränke ist demnach mehr als doppelt so hoch wie die Futterkosten für einen Polizeihund.

(Bevor die Proteste kommen: Natürlich sagen diese Zahlen nichts über die Angemessenheit der Hartz-IV-Sätze. Aber dafür vielleicht etwas über das Retweeten quellenloser Statistiken.)

Nachtrag: Über Facebook (danke Andrej!) erreicht mich der Link zur Diensthundehaltungs-Aufwandsentschädigungsrichtlinie (!) der Bundespolizei (PDF-Dokument). Demnach bekommen Diensthundführer, die der Bund bezahlt, für Hundefutter 1,91 Euro pro Tag und für Beifutter und Pflegemittel weitere 0,69 Euro pro Tag. Das scheint in etwa die Größenordnung auch in den Ländern zu sein: Für Futter und andere Aufwände zusammen zahlt Brandenburg 2,20 Euro pro Tag (Quelle: Innenministerium), Schleswig-Holstein 2,33 Euro pro Tag (Quelle: Hamburger Abendblatt) und Hessen 2,63 Euro pro Tag (Quelle: Staatsanzeiger/PDF-Dokument).


Datenjournalismus

Großartiger Film von Geoff McGhee.

Fünf Minuten lang anschauen, begeistert sein und dann für den Rest zur Fassung mit Links und Hintergründen wechseln: Journalism in the Age of Data, ein Film von Geoff McGhee über Daten-Visualisierung und Storytelling.


Wolkig

Ein windiger Hamburger Abend.

Did I mention that I like clouds?


Kleiner Test

Britische Fernsehprominenz.

Welche Person ist am längsten auf britischen Fernsehbildschirmen zu sehen gewesen?

(Auflösung hier oder hier.)


Werkzeug Smartphone

Über Produzieren vs. Konsumieren.

Möglicherweise ist es ja nicht gleich ein globaler Trend, sondern erst einmal nur eine Beobachtung bei mir selbst, aber seitdem ich ein Smartphone benutze, hat sich bei mir die Relation von Produzieren zu Konsumieren drastisch verschlechtert.

Am Notebook ist der Weg vom Konsumieren zum Produzieren wunderbar kurz: zwischen Browserfenstern wechseln, auf einen Artikel antworten, einen anderen Beitrag mit Links ergänzen, überhaupt Links zu anderen Quellen finden und weiterverbreiten.

Am Smartphone ist schon Copy & Paste eine umständliche Prozedur und das Bloggen längerer Texte eine Qual. Auf Mobilversionen von Websites auf Links zur normalen Version eines Inhalts zu stoßen ist selten erfolgreich, bei Mobil-Apps ist es oftmals gar nicht vorgesehen. Aber natürlich liegt es nicht nur an den technischen Voraussetzungen, sondern auch an der Nutzungssituation. Die Zeit reicht, um mal eben in der U-Bahn eine großartige Reportage aus der New York Times zu lesen. Inspiriert davon selbst etwas zu schreiben dauert länger — und ist zudem eben viel mühsamer am Smartphone.

Es reicht für eine der beiden großen Senken Facebook oder Twitter. Facebook benutze ich noch, von Twitter habe ich mich nach fast zweieinhalb Jahren verabschiedet. Nicht nur, dass es natürlich Smartphone-Apps für beides gibt, auch Zeit und Aufwand sind Smartphone-optimiert: Eine Einschätzung, Empfehlung, Empörung in einem Satz und dann ein automatisch verkürzter Link. Belohnt wird die Mühe nicht durch einen Kommentar, sondern eventuell durch einen Retweet oder ein »Gefällt mir«, also vorproduzierte, Smartphone-optimierte Reaktionsmöglichkeiten.

Daumen runter Gefällt mir nicht.

(Dieser Blogpost ist an einem Notebook entstanden, ausgelöst von einem Artikel von Mercedes Bunz, die einen anderen Punkt betrachtet: Der Moment der Veröffentlichung wird bei der Kulturproduktion mittlerweile immer mitgedacht.)


In die Tribünen

Bobby Thomsons Shot Heard 'Round the World.

Ich war ein bisschen enttäuscht, als ich herausfand, dass das Baseballspiel, mit dem Don DeLillo auf 49 Seiten seinen Roman Underworld beginnen lässt, tatsächlich stattgefunden hat. Enttäuscht, dass ich diese Schilderung mit der Realität teilen muss: Wie die New York Giants 1951 das Entscheidungsspiel der National League gegen die Brooklyn Dodgers doch noch gewinnen. In DeLillos Erzählung spielen allerdings auch Frank Sinatra und J. Edgar Hoover eine Rolle, ebenso Pieter Bruegel der Ältere, sowjetische Atombombentests und natürlich Radioreporter Russ Hodges, der Herbert Zimmermann dieser Begegnung. Bobby Thomson, der den Baseball in die unteren Tribünen schlug und damit das legendäre Stadtderby für die Giants gewann, ist am Montag gestorben.


The Shot Heard ›Round the World mit dem Radiokommentar von Russ Hodges

(Nota bene: Es gehört schon einiges dazu, mich für ein Baseballspiel zu begeistern.)


Relationen

Die Kameraposition bei Street View.

2,90 Meter hohes Google-Street-View-Auto und 3,73 Meter hoher Reisebus im Vergleich

Eine kleine Auswahl zum Thema: Zeit Online, netzpolitik.org, e13, Sascha Lobo, Anatol Stefanowitsch.

Nachtrag: Sightwalk ist schon im Hamburger Stadtzentrum unterwegs gewesen – Hafencity, Binnenalster, Reeperbahn (natürlich bei Nacht) und mein Arbeitsplatz.


Demograf Zahl

Ein Spezialist für Demonstrations-Teilnehmerzahlen.

50.000 Demonstranten oder 10.000, 70.000 oder 20.000, drei Millionen oder 1,2 Millionen — zu jeder Massenkundgebung gehört das Rangeln um die Teilnehmerzahlen. Die Veranstalter scheinen oft einfach die Angaben der Polizei mit einem bestimmten Faktor zu multiplizieren, um auf ihre eigenen zu kommen; die Polizei wiederum beschäftigt auch keine professionellen Menschenmengenzähler in ihren Reihen.

Die spanische Firma Lynce, die auch als Exactcrowd auftritt, will das Zählen von großen Menschenmengen jetzt zu ihrem Geschäft machen. Sie nimmt dazu Luftaufnahmen, Videoaufzeichnungen, schickt Fotografen los und benutzt bei der Bildbearbeitung ein eigenes Plugin, um die Fotos auszuwerten und Menschen zu zählen. Ein französischsprachiges Video des Schweizer Fernsehens gibt (vor allem ab 0:52) einen guten Eindruck, wie das funktioniert:

Lynce arbeitet häufig im Auftrag der spanischen Nachrichtenagentur Efe — zuletzt bei der Demonstration in Barcelona für katalanische Autonomie. Die Polizei von Barcelona bezifferte die Teilnehmerzahl auf 1,1 Millionen, die Veranstalter sprachen von 1,5 Millionen. Die Lynce-Zählung: 56.000 Teilnehmer, plus/minus 15 Prozent. Aber auch diese Zahl lässt sich hinterfragen: Die Zeitung El Mundo, keine Fürsprecherin katalanischer Autonomie, hält 75.000 für das absolute Minimum.


WM-Planer 2010*

*für Fußballuninteressierte.

Den Arbeitsplatz mit einem dekorativen Spielplan der Fußball-Weltmeisterschaft schmücken, aber nicht das geringste Interesse an Fußball haben? Kein Problem.

Wortfeld WM-Planer für Menschen, die sich gar nicht für Fußball interessieren
PDF-Download zum Ausdrucken im A3-Format

(Aufhängen in Großraumbüros auf eigene Gefahr.)


Freezemob

Schöner Stillstand gegenüber.

Ein paar Sekunden hat es schon gedauert, erst dann war klar: Die Gruppe von 20, 30 Leuten auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht nicht bloß relativ ruhig herum, sie ist mitten in der Bewegung eingefroren. Vielleicht hat es etwas mit Kampnagel zu tun, dem Kulturzentrum ebenfalls auf der anderen Straßenseite, vielleicht auch nicht. Natürlich sieht das mit noch mehr eingefrorenen Leuten an einem Ort mit vielen nicht eingefrorenen Leuten spektakulärer aus, aber dafür war das gerade eben nicht Video, sondern real — nur für mich und ein paar Dutzend Autofahrer.


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