Mehrfach verpatzte Rückrufaktion bei BMW

Referat für autonome Informationsverdichtung 17.06.2008 11:26 Themen: Weltweit
Es gibt nicht nur staatsanwaltliche Vorermittlungen in Sachen BMW-Rückrufe. Es ist nun auch noch bekannt geworden, dass vor wenigen Tagen ein Besitzer eines bereits umgerüsteten Motorrades bei einem Bremsvorgang auf einer Serpentinenstrecke bergab sich plötzlich mit der äußerst lebensgefährlichen Situation konfrontiert sah, den Bremshebel bis zum Griff ziehen zu können und dabei keinerlei Bremswirkung zu erzielen. Und das bei einer Integral-Bremse, bei der der Benutzer darauf konditioniert ist, nur den Bremshebel zu benutzen. Wie sich später herausstellte, habe es sich bei der undichten Bremsleitung um eine gehandelt, die in der Technischen Aktion (TA) ausgetauscht wurde. Andere Hersteller verbauen statt dieser starren Leitungen Schläuche, die weder schwingungsempfindlich sind, noch verspannt verbaut werden können, beides mögliche Ursachen für den dokumenten Defekt an einem umgerüsteten Motorrad.

Als ob es nicht reichen würde, dass die Staatsanwaltschaft München I unter dem Geschäftszeichen 497 AR 3014/08 Vorermittlungen im Zusammenhang mit der Durchführung einer Technischen Aktion (TA) mit der Befundnummer 0000346700 bei der BMW AG führt, bei der Bremsleitungen am ABS-Druckmodulator an 37.000 Einheiten wegen möglicher Rissbildung mit der Folge des Totalausfalls eines Bremskreises getauscht werden müssen. Gegenstand der Prüfungen könnten §§ 223 ff. StGB, §§ 212, 222 StGB sein, ggf. auch § 315b StGB. Ferner die Strafrechtsvorschriften des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes (GPSG). Vielleicht findet auch die Eigentümlichkeit Berücksichtigung, dass die Verkehrssicherheitsbehörde, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg, seit 22. Juni 2007 Kenntnis von den technischen Defekten hat, bis heute aber keine Auskunft nach den Vorgaben des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) gibt, mit der bloßen Behauptung, dass der "behördliche Entscheidungsprozess" geschützt werden müsse.

Nun wurde am 15. Juni 2008 auch noch bekannt, dass ein Besitzer eines bereits umgerüsteten Motorrades bei einem Bremsvorgang auf einer Serpentinenstrecke bergab sich plötzlich mit der äußerst gefährlichen Situation konfrontiert sah, den Bremshebel bis zum Griff ziehen zu können und dabei keinerlei Bremswirkung zu erzielen. Bei der undichten Bremsleitung habe es sich um eine in der Technischen Aktion (TA) ausgetauschte Leitung gehandelt.

Nach der fachlichen Beurteilung des Motor-Journalisten Wilhelm Hahne, der zu anderen Zeiten auch Motorrad-Rennen gefahren ist, wäre die beste Lösung ohnehin gewesen, zur Verbindung hochfeste, wenn auch teurere (zu teuer für BMW?), Schläuche zu verwenden, wie sie bei der Konkurrenz am Markt zum Einsatz kommen, die nicht schwingungsempfindlich sind, und auch nicht verspannt verbaut werden können. Ganz im Gegensatz zu den weiterhin starren Bremsleitungen von BMW (siehe auch: BMW und seine "TA's").

Und es gibt weitere Phänomene. Mindestens eine BMW-Niederlassung verschickt Schreiben an betroffene Halter, die wie folgt eine Einleitung enthalten: "dieses Schreiben versenden wir erneut, um sicherzustellen, dass es jeder betroffene Kunde erhält. Wenn Sie schon ein Schreiben von uns erhalten haben, betrachten Sie dies bitte als Gegenstandslos." Zuvor hatte der Domain-Inhaber des BMW-Portals http://www.r12gs.eu/ öffentlich mitgeteilt, dass seine Frau Empfängerin eines solchen Schreibens gewesen wäre. Sie habe sich Wochen davor auf einem Gebirgspass mit dem Totalausfall der Vorderradbremse ihres BMW-Motorrades konfrontiert gesehen. Bei der dann erfolgten Sichtprüfung sein ein fast leerer Ausgleichsbehälter festzustellen gewesen. Über die Technische Aktion (TA) von BMW mit dem Austausch einer Bremsleitung am Druckmodulator wären sie jedenfalls nicht unterrichtet worden, stellt er dar. Die "Verantwortlichen bei BMW" wären "mit dem Mangel" und der "Information an die betroffenen" Besitzer "fahrlässig umgegangen", so war es jedenfalls am 10. Juni noch in seinem Fan-Portal zu lesen. Die einleitende Formulierung im Schreiben verärgert ihn dabei noch mehr. Es würde da suggeriert werden, dass sie ein solches Schreiben erhalten hätten, was nicht den Tatsachen entspräche.

Inzwischen sind diese Äußerungen des Portalbesitzers nicht mehr öffentlich einsehbar. Vielleicht, weil die Schuldzuweisungen an den Hersteller bzw. Händler nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen könnten. Denn die Einleitung der von den Medien vielfach als Rückruf bezeichneten Technischen Aktion (TA) war immerhin schon ab dem 2. April den einschlägigen Medien zu entnehmen, und zwar mit Bekanntgabe der betroffenen Modelle und Produktionszeiträume! Herstellerloyal orientierte Gemüter könnten nun (zu Recht!) anmahnen, dass er und seine Frau sich ja mal proaktiv vor dem Urlaub beim Händler erkundigen hätten können. So, wie das andere Besitzer nachweislich auch getan haben. Fahrlässigkeit, wie von Ihm behauptet, wäre insofern vielleicht nur von seiner respektive ihrer Seite zu vermuten.

Und so scheint eigentlich nur noch der Fall, der am 15. Juni bekannt wurde, von Interesse zu sein. Wenn auch weiterhin mit den neu konstruierten starren Bremsleitungen die Defekte vorkommen – wäre es nun nicht an der Zeit, endlich die Lösung zu verwirklichen, die von der Konkurrenz ohnehin serienmäßig verbaut wird und die als die beste von Motor-Journalisten bezeichnet wird?

Aber in Zeiten, in denen nicht nur die Worte „Technische Aktion“ und „Rückruf“ im Zusammenhang mit BMW inflationär verwendet werden, sondern auch noch die Anzahl der „Maßnahmen“ schlichtweg unüberschaubar bleibt, angefangen von EWS/Ringantenne über Klopfregelung und nicht zuletzt leckende Bremsleitungen an ABS-Druckmodulatoren und Handprotektoren mit Unfallpotenzial (PDF), muss man sich eigentlich nicht wundern, wenn entweder Kunden den Überblick verlieren oder Werkstätten vielleicht überfordert wirken.

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